Die Kaffeekultur

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Ursprung

Über die Anfänge der Kaffeekultur existieren zahlreiche Erzählungen & Legenden, die meist Äthiopien zugeschrieben werden – der Heimat des Arabicakaffees. Dort wurde unser Lieblingsgetränk der Legende nach von Ziegenhirten im abessinischen Hochland entdeckt. Denn das merkwürdige und sehr lebhafte Verhalten der Ziegen, weckte die Neugier der Hirten. Die Hirten konnten so herausfinden, dass das Verhalten ihrer Tiere, durch den Verzehr von geheimnisvollen roten Früchten hervorgerufen wird. Lange bevor der erste Kaffee gebrüht wurde, erkannte man so dessen stimulierende Wirkung.

 

Kaffeekonsum im Wandel

Bereits im 6. Jahrhundert wurden in Afrika die Blätter und Beeren der Kaffeepflanze zerkaut, um an die vitalisierenden Inhaltsstoffe zu gelangen. In Äthiopien experimentierte man sehr viel mit der Kaffeepflanze und entwickelte somit auch immer neuere Formen des Kaffeekonsums. So wurden die Blätter & Beeren zu Tee aufgebrüht. Das Fruchtfleisch der Beeren wurde zu Wein verarbeitet und die gerösteten Kerne zu einem Gebräu namens "Qishr" gebraut. Erst im 14. Jahrhundert, während der Entstehung des Königreichs Kaffa, wurden die Bohnen erstmals in Äthiopien geröstet und gemahlen. Etwa zur gleichen Zeit begann man in der arabischen Stadt Julfar ebenfalls damit Kaffee zu rösten und ihn auf die uns heute bekannte Art & Weise zu konsumieren.

 

Das ewige Mysterium

Im Jemen wird das Aufkommen der ersten Kaffeekultur auf ca. 575 n. Chr. datiert. Verschiedene Schriften sollen belegen, dass dort bereits im 12. Jahrhundert Kaffee gebrüht wurde. Es ist also davon auszugehen, dass sich die Kaffeekultur in Äthiopien und in Arabien (speziell im Jemen) parallel entwickelte und nicht nur einen einzigen Ursprung besitzt. Dennoch bleiben weite Teile der Geschichte um die Anfänge des Kaffees und seiner Kultur ein Mysterium.

 

Kaffa

Im Südwesten des abessinischen Hochlands gelegen, befindet sich Kaffa. Das ehemalige äthiopische Königreich gilt als die Ursprungsregion des weltweit bekannten Arabicakaffees. Man vermutet, dass Ende des 14. Jahrhunderts n. Chr. das Königreich von unserem Namensgeber König Minjo gegründet wurde. Eine geheimnisvolle Person, die der Legende nach von einem Stein geboren wurde. Nach seiner Gründung erlebte Kaffa seine Blütezeit, die erst mit der Eroberung durch den äthiopischen Kaiser Menelik um 1897 sein Ende fand.

 

 

Verbreitung

Ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts n. chr. brachten arabische Sklavenhändler den Kaffee über den jemenitischen Hafen Mocha nach Mekka, über Medina und von dort aus weiter nach Kairo. Von Kairo aus konnte sich der Kaffee im gesamten osmanischen Reich ausbreiten. Während in Arabien die ersten Kaffeehäuser entstanden, gelangte Kaffee erstmals bis nach Kleinasien und über venezianische Händler bis nach Europa. Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Bohne in Europa und auch in den entlegensten Regionen Afrikas bekannt.

 

Das arabische Kaffeemonopol

Über einen langen Zeitraum besaß die arabische Welt, insbesondere der Jemen, das Monopol auf den Anbau und Handel von Kaffee. Um zu verhindern, dass ihre Handelspartner selbst anfingen Kaffee anzubauen, übergossen sie die wertvollen Rohbohnen vor dem Export mit heißem Wasser. Dadurch wurden die Bohnen keimunfähig und ihr Monopol blieb bestehen. Doch mit den Anfängen der Kolonialisierung begann die Welt immer näher zusammenzurücken. Aus diesem Grund wurde es schwieriger das Kaffeemonopol im arabischen Raum aufrecht zu erhalten. Zuerst waren es indischen Kaufleuten, denen es gelang keimfähige Bohnen in ihre Heimat zu bringen. Anschließend kamen auch die Holländer an keimbare Samen und begannen mit der Kultivierung in ihren Kolonien.

 

Die globale Verbreitung im Kontext der Kolonialisierung

Die globale Verbreitung des Kaffees war von nun an nicht mehr aufzuhalten. Große Mächte wie Frankreich, Großbritannien und Spanien fingen an in ihren Überseegebieten Kaffee anzupflanzen. Das neue exotische Heißgetränk wurde in Europa immer beliebter. Das Kaffeegeschäft boomte und Kaffeehäuser wurden zum Kult. Entlang des Tropengürtels wurden Plantagen angelegt um die steigende Nachfrage zu bedienen. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Zentralafrika die Gattung Robusta entdeckt wurde, änderte dies den Markt noch einmal grundlegend. Da der ertragreiche und widerstandsfähige Robusta, im Vergleich zu dem Arabica, auf niedrigeren Höhen kultiviert werden kann, eröffnete seine Entdeckung der Kaffeeindustrie ungeahnte Möglichkeiten.

  

Die Heimat des Arabicakaffees

Auch heute noch wachsen in den Bergregenwäldern Äthiopiens wilde Arabicasträucher. Die zahlreichen Varietäten der Arabicapflanze, die auf der ganzen Welt zu finden sind, sind allesamt Abkömmlinge von Sträuchern aus diesem äthiopischen Hochland.

Es ist kein Geheimnis, dass viele Kaffeeproduzenten in den letzten Jahrzehnten mit niedrigen Weltmarktpreisen und einem globalen Überangebot an Kaffee zu kämpfen hatten. So auch die Bauern in Äthiopien. Kaffee war eine lange Zeit die Haupteinnahmequelle der gesamten Region rund um das ehemalige Königreich Kaffa. Umso schwieriger wurde es für die Bauern als das Kaffeegeschäft für sie nicht mehr Rentabel war und sie ihren Lebensunterhalt anders verdienen mussten. Um dem Verfall dieses Kulturerbes entgegenzuwirken, wurden Initiativen und Regenwaldschutzprojekte ins Leben gerufen. Mehr als 30 Kooperativen kümmern sich heute um wilde Arabicabestände im einstigen Königreich und vermarkten diese ausgefallenen Spitzenkaffees in der ganzen Welt. Durch diese Projekte konnte man den Menschen wieder zu mehr Einkommen verhelfen, die Biodiversität schützen und der Region ein Stück ihres einstigen Stolzes zurückgeben.